Templer - Blog

Wenn Jesus wiederkäme

Jesus landet direkt im Machtzentrum New York. Er täuscht eine Lebensmittelvergiftung vor und kann so die Einwanderungsbehörde im International Arrivals in JFK- Flughafen austricksen, denn natürlich hat er keinen Reisepass, kein Visum und noch nicht einmal ein Rückflugticket. An der ersten Ampel springt er aus dem Krankenwagen.

Nach ein paar Tagen in New York wird er eingeladen für Guru Ravi Shamru im Licht Club einzuspringen, der dort den Seminarabend „So werde ich alle Sorgen los“ halten sollte. Als Jesus erfährt, sein Honorar für eine kurze Rede beträgt 25.000 Dollar, weisst er den Veranstalter an, die Dollars unter Bettlern vor der Tür zu verteilen. Dadurch kam es zu einer Massenunruhe und der Anstifter sollte verhaftet werden.

Seinen Zuhörern rät er: „Nur wer gierig und ungeduldig ist hat Sorgen. Wer nichts will und hat, muss sich nicht sorgen, etwas zu verlieren oder etwas nicht zu bekommen. Verkauft alles und verschenkt den Erlös an die wirklich Bedürftigen“. Das Publikum ist enttäuscht, hatte es doch „echte“ Lösungen erwartet. Videos und Motivations CD´s „für zu Hause“ wären auch nicht schlecht gewesen…

Jesus ist zum Abendessen beim Erzbischof eingeladen. Er lehnte dankend ab, da er für diesen Abend bereits ein Essen mit Freunden aus der schwulen und lesbischen Szene geplant hatte. Das Löst einen Proteststurm aus. Der Tenor: „Das kann nicht der echte Jesus sein. Er trifft sich mit Abschaum und isst mit ihnen“. In Gefängnissen predigt er gegen die Todesstrafe, in Krankenhäusern gegen Abtreibung. In seinem Gefolge befinden sich viele gläubige Frauen. Da kaum ein Foto von Jesus ohne diesen Damen in den Medien publiziert wird, bemerkt der US- Repräsentant des Vatikans, es könne der Eindruck entstehen, Jesus akzeptiert auch Frauen als gleichwertige Jünger. Das könne unmöglich gewollt sein. Jesus antwortete mit Paulus: „In Jesus ist weder Weib noch Mann.“ Der Vatikan- Diplomat entgegnet: „Glaubst Du es besser zu wissen als der Heilige Vater in Rom?“ Jesus antwortete: „Bevor es den Heiligen Vater gab, war ich.“

Der Vatikan ermittelt gegen Jesus wegen Ketzerei. Gleichzeitig bietet Jesus den Katholiken aber auch Grund zur Freude. Bestätigt er ihnen doch das Neue Testament: „Ich wurde in Jerusalem gekreuzigt. Aber ich verzeihe meinen Peinigern. Denn sie wussten nicht, was sie taten.“ Das löste einen Proteststurm in den US- Medien aus, die die jüdische Religionslehre gefährdet sehen. Ein berühmter Rabbi erklärte Jesus zu einem Hochstapler und Agent der arabischen Anti- Semiten, dessen einzige Aufgabe es sei, gläubige Juden weltweit zu diskretieren. „Der Messias ist noch nicht erschienen. Auch nicht vor 2000 Jahren christlicher Zeitrechnung. Wir haben damals nach einem Deal mit den Römern nicht den Messias ans Kreuz geschlagen, sondern einen Spinner und Extremisten“.

Jesus spricht mit einem, in New Yorker Restaurants gut bekannten, aber offiziell flüchtigen Mafiaboss, der dann sein Vermögen an die Armen verteilte und allen je von ihm Betrogenen „viermal“ jeden Schaden ersetzte. Jesus erklärte ihn darauf hin zu einem „Kind Gottes“. Für US- Politiker ist er, nichts weiter als ein radikaler Extremist. Das FBI beginnt ihn zu beschatten.

Als Jesus dann noch einen hohen muslimischen Mufti heilte, und der Muslim öffentlich bestätigte, dass Jesus von Gott ist, erhält er die ersten Todesdrohungen.

Er lässt sich von einem treuen Freund in einer kleinen Segeljacht unerkannt nach Deutschland schmuggeln. Jesus vertraut auf das deutsche Grundgesetz. Das garantiert Religions- und Meinungsfreiheit. Da kann uns nicht viel passieren …

Aber sein Ruf ist ihm vorausgeeilt. Der CIA hat bereits das BKA und den Verfassungsschutz gebrieft. Der Arbeitsminister regt an, Mitglieder der radikalen Jesus Sekte, der schon in den USA viele unschuldige Bürger zum Opfer gefallen sein sollen, vor allem durch „Gehirnwäsche“, keine Arbeitsplätze und Beamtenstellen zu vermitteln. Jedes Mitglied soll ein „J“ (für Jesus) auf die Lohnsteuerkarte gestempelt bekommen, das dann – nach Protesten der Simon Wiesental Stiftung und einer kurzen Nachhilfe in deutscher Geschichte – doch klammheimlich in ein „S“ für Sekte geändert wird.

Bei einer Routinekontrolle auf dem Hamburger Bahnhof wird Jesus verhaftet. Er kann weder Reisepass noch Aufenthaltsgenehmigung vorweisen. „Und so wie der aussieht, ist er garantiert einer dieser illegalen Ausländer. Jesus, da kann ja jeder kommen …“. Jesus sitzt bis zur Klärung der Angelegenheit un Untersuchungshaft. Asyl kann er nicht beantragen, da er nach Ansicht der Richter nirgendwo zu Unrecht politisch verfolgt wird. Eine Verfolgung aus religiösen Gründen liegt nicht vor, da eine „Sekte“ nicht mit einer richtigen Religion, wie zum Beispiel der katholischen Kirche vergleichbar sei. Auch muss noch geprüft werden, ob seine Sekte sich nicht wegen Betrug gemäss Strafgesetz strafbar gemacht habe. Diverse Zeugen bestätigen, Jesus habe ihnen ein „ewiges Leben“ versprochen. Das könne er doch garnicht. Er sei doch nicht einmal Arzt oder habe wenigstens Anatomie studiert …

Die USA bestätigte seine Identität mit Hilfe von Fingerabdrücken. Der Erzbischof hatte „das Schlimmste ahnend“ sofort ein von Jesus berührtes Weinglas zur Überprüfung an das FBI weitergegeben. Gleichzeitig besteht auch Interesse an seiner Auslieferung. Er habe im letzten Jahr länger als 186 Tage in den USA gelebt, könne aber weder Kreditkarte, eine Kontoverbindung noch eine Einkommensteuererklärung vorweisen. US Experten wissen: „Da kann es sich nur um internationale Geldwäsche, getarnt als Religions Bewegung, handeln. Bei derart gefährlichen radikalen Kriminellen müssen alle rechtschaffenen Nationen kooperieren …

Ein befreundeter Anwalt empfiehlt Jesus, vor dem offiziellen Auslieferungsantrag der USA noch schnell Asyl in Israel zu beantragen. Schliesslich sei er der Sohn jüdischer Eltern und habe so ein automatisches Recht auf die israelische Staatsbürgerschaft. Als offizieller Israeli könne ihm in Deutschland nicht mehr viel passieren. Einmal in Israel, oder wenigstens in der israelischen Botschaft in Deutschland, könne er nicht mehr an die USA ausgeliefert werden. Der israelische Botschafter in Berlin lässt diplomatisch durchsickern, seine Nation habe kein Interesse. Ausserdem könne Jesus seine Abstammung nicht zweifelsfrei nachweisen, da der Vater unbekannt ist. Allerdings könne die Angelegenheit noch einmal zur Verhandlung vorgebracht werden, wenn Deutschland bereit wäre die „Niederlassungskosten“ von 6.750.000 Euro zu übernehmen. Jesus „Freund“ – der Anwalt – verliert als „J“ sorry „S“ seine Zulassung.

So sieht es aus. Deswegen lässt sich Jesus hier nicht mehr blicken. Aber wie könnte sich Jesus absichern, um verfolgungssicher seine frohe Botschaft zu predigen?

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